Leben am Oberrhein Arbeiten Zwischen Wohnort und Arbeitsplatz pendeln? Achern: 30 000 Einwohner und Einwohnerinnen Immer mehr Menschen fahren vom Wohnort weg, um zur Arbeit zu kommen, weil sich ihre Arbeitsstelle nicht am gleichen Ort befindet. Nehmen wir zum Beispiel die Einwohner und Einwohnerinnen der deutschen Stadt Achern, in der im Jahre 1992 von 9.197 Arbeitsplätzen nur 4.086 mit Einwohnern und Einwohnerinnen dieser Stadt besetzt sind; der Rest der Arbeitsplätze wird von Personen eingenommen, die von außerhalb kommen (migrations pendulaires en provenance de l'extérieur). Demgegenüber gehen 4.059 Einwohner und Einwohnerinnen Acherns in anderen Ortschaften zur Arbeit (migrations pendulaires vers l'extérieur). Von diesen außerhalb Acherns arbeitenden Einwohnern und Einwohnerinnen fahren 1.773 nach Karlsruhe und Umgebung. Arbeitsaufträge Was fällt dir beim Vergleich der Zahlen auf? Welche Probleme können diese Fahrten zum Arbeitsplatz aufwerfen? Welche Maßnahmen sind erforderlich, um solche Fahrten zu ermöglichen? Wie lässt sich die Anziehungskraft der Großstädte auf die Erwerbstätigen erklären? Um das Phänomen der Pendler zu verstehen, frage deine Eltern oder Nachbarn: Fahren sie von ihrem Wohnort fort zur Arbeit? Warum? Wie lange dauert die Fahrt? Womit fahren sie? Achern n'est, bien sûr, pas un cas unique. Comme le montre la carte, les déplacements de travail sont importants dans tout l'espace du Rhin supérieur et concernent aussi bien l'Allemagne que la France et la Suisse. En effet, il est loin le temps où l'on pouvait trouver à s'embaucher dans sa commune ; le marché du travail prend de plus en plus une dimension régionale. Pourtant les flux ne sont pas égaux et certaines zones sont plus attractives que d'autres. Arbeitsaufträge Welche Gebiete des Oberrheins zogen die Arbeitskräfte 1992 besonders an? Warum? Was hat sich in jüngster Zeit geändert? Bestimmte Werktätige überqueren die Staatsgrenzen, um zu ihrer Arbeitsstelle zu gelangen; man nennt sie Grenzgänger und -gängerinnen oder auch Pendler und Pendlerinnen. Zeichne die Staatsgrenzen rot nach! Aus welchen Gebieten kommen die Grenzgänger und -gängerinnen? Wohin gehen sie arbeiten? Ein Grenzgänger (um 1996) Herr Walter, 37 Jahre alt, verheiratet, 3 Kinder, wohnt in einem Dorf im Nordelsass. "Ich arbeite seit 15 Jahren in Karlsruhe bei Michelin. Anfangs bekleidete ich dort einen Posten als Techniker; heute, nach einer innerbetrieblichen Ausbildung, bin ich als technischer Angestellter im Verkauf tätig, wozu ich deutsche Sprachkenntnisse benötige. Mein Gehalt ist höher als in Frankreich, ungefähr 20 %, und als Grenzgänger verfüge ich sowohl über Steuervorteile, als auch über bestimmte Leistungen aus der deutschen sozialen Gesetzgebung. Zu all diesem kommen unternehmensinterne Vorteile hinzu. Je travaille 37 heures par semaine, avec des horaires flexibles et j'ai environ 6 semaines de congés payés. Die elsässischen Grenzgänger und Grenzgängerinnen sind gerne gesehen bei ihren deutschen Arbeitgebern und ihre Arbeitsbedingungen sind gut. Auf 7000 Beschäftigte bei Michelin kommen 1000 Grenzgänger und -gängerinnen. Es hat selbstverständlich in letzter Zeit Entlassungen gegeben, die aber meiner Ansicht nach nicht mehr Elsässer als Deutsche betrafen. Die Tatsache, in Deutschland zu arbeiten, beeinflusst sicherlich meine Lebensweise; bestimmte Einkäufe erledige ich in Deutschland und ich interessiere mich für das, was sich dort ereignet, ich höre deutsche Nachrichten. Im Augenblick denke ich nicht daran, mir in Frankreich Arbeit zu suchen, selbst wenn die Fahrzeit der Arbeitsstelle lange dauert, zwischen 1 und 1 ½ Stunden, je nach Verkehrsbedingungen." Arbeitsaufträge Welche Vorteile sieht Herr Walter für seine Arbeit in Deutschland? Gibt es Unannehmlichkeiten? Herr Walter ist als technischer Angestellter beschäftigt, obwohl die Mehrzahl der Grenzgänger und -gängerinnen Arbeiter und Arbeiterinnen sind. Was musste er tun, um an diese Stelle zu kommen? Welche Konsequenzen ergeben sich für seine Lebensweise? Er scheint nicht sehr beunruhigt zu sein, was seine Zukunft betrifft. Hat er Recht? Dem Artikel der "Dreiland Zeitung" zufolge fühlen sich Grenzgänger und -gängerinnen jedoch bedroht. Warum? Glaubst du, dass die Arbeit über Grenzen hinweg sich zukünftig weiter ausbreiten kann? Was für Bedingungen müssten geschaffen werden, damit die Grenzgängerbewegung nicht mehr nur in eine Richtung erfolgt? Was hat sich für die Grenzgänger seit 1996 geändert? Ist es in der Schweiz wie in Deutschland dasselbe? Die Lage in Basel im Jahre 1996 "In Basel-Stadt gibt es etwas weniger als 30.000 Grenzgänger. Die Zahl kommt im Kanton Basel-Landschaft nahe an 14.000 heran. Auch dort ist nun die Zahl inzwischen konstant. Tatsächlich ist die Zahl der Grenzgänger in den 80er Jahren stark angestiegen. Seit Beginn der 90 er Jahre ist sie quasi stabil. In derselben Zeit hat die Arbeitslosigkeit von 1 auf 4 ,5 % zugenommen. Sind die Grenzgänger wohl auch von der Krise betroffen, die sich in der schweizerischen Wirtschaft abzeichnet? Der Ausschuss zum Schutz der Grenzgänger entwickelt eine ganz andere These: der Druck auf die Arbeitsstellen steigt. Gewisse Leute müssen neue Arbeitsverträge mit niedrigerem Verdienst akzeptieren, andere wiederum werden entlassen und finden nur schlechter bezahlte Arbeit." Auszug aus der "Dreiland-Zeitung" der Basler Zeitung, 20.12.1996