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Nicht nur Hans Trott und seine Geschichten als gefürchteter Raubritter
oder Belzenickel weckt bei Schülerinnen und Schüler Interesse für
die Burg Berwartstein, sondern auch die Tatsache, dass der Berwartstein die
einzige heute bewohnte pfälzische Burg ist.
Der Berwartstein ist im Besitz der Familie Wadle und selbstverständlich
können die Privatgemächer und die Ferienappartements, die man in
der Burg mieten kann, nicht besichtigt werden. Aber obwohl die Burg durch Umbaumaßnahmen
oder auch durch Wiederaufbau viel von ihrer mittelalterlichen Struktur verloren
hat, wer seinen Schülerinnen und Schüler einen anschaulichen Zugang
zur Zeit der Burgen und Ritter verschaffen will, der ist mit einem Ausflug
auf die Burg Berwartstein gut beraten.
Die Burg liegt in der Nähe des Dorfes Erlenbach. Der Bus kann bis zum
Parkplatz unterhalb der Burg fahren. Von dort sind es nur etwa 10 Minuten Wanderzeit,
bis man im Burghof steht.
Im Burghof ist einer der alten Flankierungstürme erst in neuerer Zeit
als kleine Burgkapelle eingerichtet und mit mittelalterlichen Darstellungen
bemalt worden. Trotzdem ist es möglich, den Kindern hier zu vermitteln,
wie tief Burgherr, Familie und Gesinde im Mittelalter im Glauben verwurzelt
waren.
Burg Berwartstein im Dahner Felsenland
Foto Henri Kniffke
Eine breite Steintreppe, ebenfalls aus neuerer Zeit, führt in die Oberburg und dort fast direkt in den Rittersaal, der heute ein Restaurant ist. Hier kann man sich für die Burgführung anmelden. Man sollte nicht versäumen, die Wandmalereien des Saales zu betrachten, denn hier wird eine der größten Missetaten des Hans Trapp dargestellt.
Hans von Trotha, auch Hans von Drott oder Hans Trapp genannt, erhielt die Burg Berwartstein 1480 vom Kurfürsten Friedrich I. zum Lehen, obwohl die Burg eigentlich zum Stift in Weißenburg gehörte. Schon aus dieser Tatsache werden Steitereien erwachsen sein. Hans von Trotha, der aus Thüringen stammte, war aber auch ganz persönlich mit dem Abt von Weißenburg verfeindet, weil der nämlich über seinen Bruder (Bischof Thilo) Jahre zuvor eine hohe Kirchenstrafe verhängt hatte. So gab es zahlreiche Fehden zwischen den Weißenburgern und dem Raubritter Hans Trapp. Einmal trieb es dieser ganz besonders schlimm, und diese Szene ist im Rittersaal der Burg Berwartstein festgehalten. Er ließ das Wasser des Flüsschens Lauter stauen. Als der Wasserstand besonders hoch stand, ließ Hans Trapp die Wehre zerstören. Eine riesige Flutwelle ergoss sich in das Tal, Mühlenräder wurden weggerissen, Felder und Wiesen überschwemmt, und die Fluten erreichten mit großer Wucht das Städtchen Weißenburg, flossen durch die Straßen in die Keller und richteten viel Schaden an.
Schild von Hans von Troth
Foto Henri Kniffke
Hans von Trotha hatte baulich viel an der Burg verändert, um sie noch wehrhafter zu machen. Die Vorburg wurde errichtet und gegenüber der Südostecke der Burg ließ er am Berghang auf der anderen Seite des Tales Klein-Frankreich errichten, einen Geschützturm, der zum Ziel hatte, Händlern und Kaufleuten, die das Tal unterhalb der Burg durchqueren wollten, den Weg abzuschneiden. Daher wohl auch der Name des Tales „Leichenfeld“. Ein unterirdischer Gang soll die Burg mit Klein Frankreich verbunden haben. Davon ist allerdings nichts mehr zu sehen. Aber einen schmalen Gang in der Unterburg, dunkel, so dass man mit Kerzen hindurchgeführt wird, den gibt es noch.
Ursprüngliche Zugang zur Burg
Foto Henri Kniffke
Und er ist der Höhepunkt jeder Burgführung, weil man ihn nur in leicht gebückter Haltung gehen kann. Wenn man vorher noch die Sage von der weißen Frau am Berwartstein erzählt, dann wird es den kleineren Besuchern der Burg schon ein wenig gruselig zumute. Der Felsengang verbindet zwei größere Räume für die Wachmannschaften und ist ganz aus dem roten Sandstein herausgehauen. Mittelpfeiler wurden stehen gelassen. Die Kühle und Feuchtigkeit in den beiden Räumen macht spürbar, dass es ein schweres Leben war, als Kämpfer auf der Burg Dienst zu tun. Ursprünglich führte eine schmale Treppe von einer der Felsenkammern zur Oberburg. Dieser Zugang ist heute nicht mehr möglich. Der andere ursprüngliche Zugang von der Unterburg zur Oberburg ist heute noch gut zu erkennen: ein schmaler Kamin, durch Erosion entstanden und ein wenig erweitert, zeigt den beschwerlichen Aufstieg zur Burg, in die man nur mit Hilfe von Strickleitern und schmalen Holztreppen gelangen konnte. Hier zeigt sich für Schülerinnen und Schüler die Wehrhaftigkeit einer Ritterburg besonders deutlich.
Burg Berwartstein
Foto Christine Albert
Wichtig für das Leben in einer Burg und besonders wichtig im Verteidigungsfalle war der Burgbrunnen. In der Burg Berwartstein ist er besonders gut erhalten und liegt im Burginnern. Bei jeder Burgführung wird durch das Ausleeren eines Bechers Wasser in den Brunnen und das Zählen der Sekunden, wie lange das Wasser braucht, bis es auf den Wasserspiegel des Brunnens auftrifft, demonstriert, wie tief der Brunnen ist (104 m).
Das Innere der Burg entspricht zwar nicht einer Ausgestaltung im Mittelalter, aber es wurden verschiedene Kammern geschaffen, die wie in einem Museum auch, Einblicke in das Leben in der Burg geben und die kleinere und größere Kinder begeistert, wenn man ein wenig dazu erzählt: Die Küche, die Waffenkammer, einzelne Foltergeräte, das Schlafgemach eines Ritters, das Jagdzimmer.
Von der Burg Berwartstein aus lassen sich viele Wanderungen anschließen. Das Baden im See, unterhalb der Burg gelegen, ist möglich. Wer möchte, kann die Busfahrt aber auch durch das Dahner Felsenland mit Besichtigung der sehr sehenswerten Burgruinen Altdahn, Grafendahn und Tannstein ausdehnen und weiterfahren an den Teufelstisch bei Hinterweidenthal. Dort gibt es auch einen großen Spielplatz, auf dem sich Schüler und Schülerinnen verschiedenen Alters austoben können.
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