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Die Heidenmauer
Zeichnung Giulio Tosca (LMZ-RP)
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Dieser Baustein kann in Verbindung mit dem folgenden Baustein bearbeitet werden:
Die Bausteine 2.1 "Berühmte Kultstätten" und 2.2 "Die Burgen" regen am Beispiel des Mont Sainte-Odile und zweier bekannter mittelalterlicher Burgen die Auseinandersetzung mit analogen Örtlichkeiten in der eigenen Nachbarschaft an und lenken den Blick auf den Oberrhein in einer längst vergangenen Zeit. Zur Darstellung gelangen kulturelle (religiöse), sozialgeschichtliche (feudale) und politische Verhältnisse, die die verschiedenen Gebiete des Oberrheins eng miteinander verbinden. Sichtbar wird dadurch auch, dass sich der Oberrhein damals nicht von den übrigen Gebieten Mitteleuropas unterschied.
Die Heidenmauer
Foto Henri Kniffke
Die Heidenmauer vom Mont Sainte-Odile wirft bis heute nur Fragen auf, sichere Antworten gibt es keine. Lange Zeit vermutete man, dass sie etwa im 6. Jahrhundert vor unserer Zeit entstanden war. Die Ausgrabungen von 1994-95 führten zur Erkenntnis, dass sie gegen Ende des 3. Jahrhunderts u.Z. gebaut wurde, möglicherweise in Verbindung mit den Invasionen von 275-276. Genutzt wurde die Mauer bis ins 6. vielleicht sogar 7. Jahrhundert hinein.
Alle Erklärungen für dieses monumentale Bauwerk schwanken zwischen einem kultisch religiösen Zweck und einer Schutzanlage. Gesichert ist eigentlich nur, was sich archäologisch nachweisen lässt (Abbau der Steinblöcke; Befestigung der Blöcke untereinander: "Schwalbenschwanz-Verbundsystem"; Verwendung der Heidenmauer als Steinbruch für das Kloster und die Burgen der Umgebung) .
Eine Besichtigung der Mauer regt schnell die Phantasie an: Wie viele Menschen würde man wohl für eine Verteidigung der Mauer gebraucht haben? Wie konnten Menschen, die innerhalb der Mauer Schutz gesucht haben, ernährt werden? Da es innerhalb des Mauerrings nur eine Quelle gibt, stellt sich die Frage, wie sich die Menschen mit Wasser versorgt hätten? Wer ist auf die Idee gekommen, ein derartiges Werk zu erstellen? Existierte eine Art von Plan? Wie lange hat es gedauert, bis die Mauern gebaut waren? Wer waren die Menschen, die hier am Werk gewesen sind? Und hat das Bauwerk je einmal seinem eigentlichen Zweck gedient?
Anhand des Mont Sainte-Odile lässt sich zeigen, wie Orte, die (im vorchristlichen Kult) eine besondere Bedeutung hatten durch (christliche) Legendenbildung umgedeutet werden können: 1.) An der Stelle eines keltischen Heiligtums wurde ein Kloster gegründet; 2.) eine Quelle, die einer keltischen Wassergottheit geweiht war, wird auf das Wirken einer christlichen Heiligen zurückgeführt, die in der Nachfolge Christi einen Kranken heilte. 3.) Dass der Odilienquelle u.a. bei Augenkrankheiten eine heilende Wirkung zugesprochen wurde, ist womöglich auch auf den vorchristlichen Ursprung des Ortes zurückzuführen. Die Verehrung einer heidnischen Sonnen- oder Lichtgottheit findet eine Entsprechung im christlichen Glauben, der darauf abzielt, mit Hilfe von Christus das wahre, göttliche Licht zu erkennen. Die Heilung des Augenlichts könnte als Folge der Bekehrung, als Belohnung für die Hinwendung zum richtigen Glauben gedeutet werden. Der Ursprung des Odilienkults geht auf Zeiten zurück, von denen uns die Archäologie berichtet oder über die die Legendenbildung Informationen liefert.
Im Unterricht lässt sich das Thema stufenweise angehen. Die Vermittlung der Annahme, dass die Menschen im Mittelalter eher bereit waren als wir, an Wunder zu glauben, kann schon anspruchsvoll genug sein. Schwieriger wird es sein, bei der Lektüre der Arbeitsblätter zwischen historischer Gewissheit und dem Anteil der Legende zu unterscheiden. Sehr anspruchsvoll ist die Suche nach einer Erklärung, wie es zum Wechsel des Namens für ein und denselben Ort gekommen sein mag (Altitona - Hohenburg - Mont Sainte-Odile).
Dieses Arbeitsblatt könnte den Anstoß geben, ein Kloster in der näheren Umgebung zu besuchen und sich über seine Geschichte, über Legenden, über das Wirken und die Wundertaten der Heiligen zu informieren, die in diesem Kloster eine besondere Bedeutung haben.
Lehrwerk für ein Europa ohne Grenzen